9. November 1992. Das Stück, das wir mit der Arsch-huh-AG aufgenommen haben gegen Rechtsradikalismus und Neonazis. Das war die Zeit, in der überall die Asylantenheime brannten, so dass sich in Köln die Leute aus der kölsch singenden Szene zusammengetan haben und sich entschlossen, auf einer großen Veranstaltung gemeinsam dagegen an zu spielen. Um das zu finanzieren, haben wir diese Benefizplatte raus gebracht. Eine Nummer wollten wir gemeinsam aufnehmen. Die Wahl fiel dann auf dieses Stück, wo der kölsche Grieche Nick Nikitakis die Musik schrieb und ich den Text. Und es wurde ein Riesenerfolg. Statt der erwarteten 20.000 Leute kamen über 100.000 auf den Chlodwigplatz. Das war die größte Demonstration, die Köln jemals erlebt hat. Genau da, wo ich aufgewachsen bin, wo meine Eltern ihren Laden hatten. Oben auf dem Severinstor zu stehen, das war wie ein Film. Das erscheint mir heute noch wie ein Traum. Da hat sich Köln wirklich mal behauptet.

Wolfgang Niedecken - "Song by Song" zum "NiedeckenKoeln"-Album 2004

"Die nächste Nummer ist nicht von uns allein gemacht worden. Die ist mit vielen Kollegen aus Köln zusammen entstanden vor jetzt fast zwei Jahren um eine Veranstaltung auf die Beine zu stellen, die da hieß: "Arsch huh, Zäng ussenander!" Das war eine Veranstaltung, wo möglichst viele Leute hinkommen sollten um die Kraft zu tanken, die man braucht um im Alltag die Zivilcourage zusammenzukriegen, um gegen "Braun" anzustinken. Das ist nicht leicht, aber das muß sein!"

Wolfgang Niedecken auf einem Open Air in Balingen am 10.07.1994

"Zum ersten Mal in einem etwas größeren Kreis werden wir versuchen dieses Stück, das wir alle zusammen aufgenommen haben – alle Beteiligten dieses Abends – zu spielen. Dieses Stück und die ganze Veranstaltung haben wir deshalb gemacht, damit wir machtvoll und vielköpfig demonstrieren können, daß es in Deutschland auch noch etwas anderes gibt als Neonazis, daß es noch etwas anderes gibt als kneifen, daß es ... hoffentlich nach der Veranstaltung noch Zivilcourage gibt, dann wenn es im Alltag gefordert ist.

Wolfgang Niedecken auf dem "Arsch huh"-Konzert in der Kölner Südstadt am 9.11.1992

Arsch huh, Zäng ussenander!!
Von den CD's "Arsch huh, Zäng ussenander", 1998
und "NiedeckenKoeln", 2004

Do mähst et Fröhstöcksfernsehen ahn un – selvsverständlich wie die Wetterkaat – kütt unger "ferner liefen", wo 'se wievill Asylante plattjemaat. Na klar, dä Mob hätt widder randaliert, dä Bürger applaudiert: "Die Kanake sinn ald umquartiert, die Naach hätt sich rentiert." Do jehs ding Brühtsche holle, su wie jeden Morje waatste ahn dä Thek. Dö löht 'ne Typ em Blaumann Sprüch aff, bei dänne et dir nur kotzschlääsch weed. Du denks: "Nur eruss he. Wat ess bloß passiert, dat kein Sau reagiert? Wiesu ess ei janz Land ahm Kusche, als wöör et paralysiert?" Wie wöör et, wenn do dämm "Blaumann" jetz sähs, dat do Rassistenspröch janit verträächs? Wenn dö'n vüür dä Lück blamiers, endämm do'n einfach opläufe löhß? Un övverhaup: Wemmer selver jet däät. Wemmer dä Zäng ens ussenander kräät. Wemmer dä Arsch nit huhkrieje, ess et eines Daachs zo spät. Woors do dat nit, dä singem Vatter nie et Stillhaale verzeije kunnt, weil dä sich domohls arrangiert hätt bess hä schließlich vüür dä Trümmere stund? Wie wöör’t, wenn do ding Ideale langsam ens verträttte dääts, oder willste em Ähnz drop waade, dat dat irjendeiner für dich mäht? Dä Schoß ess fruchtbar noch, uss dämm die Nazibrut russkroch. Jetz jillt et: Arsch huh, Zäng ussenander! Jetz, nit nähxte Woch!

Arsch hoch, Zähne auseinander!!
Übersetzt von Chrischi 1998

Du machst das Frühstücksfernsehen an und – selbstverständlich wie die Wetterkarte – kommt unter "ferner liefen", wo sie wie viele Asylanten platt gemacht. Na klar, der Mob hat wieder randaliert, der Bürger applaudiert: "Die Kanaken sind schon umquartiert, die Nacht hat sich rentiert." Du gehst deine Brötchen holen, so wie jeden Morgen wartest du an der Theke. Da läßt ein Typ im Blaumann Sprüche ab, bei denen es dir nur kotzschlecht wird. Du denkst: "Nur raus hier. Was ist bloß passiert, daß keine Sau reagiert? Wieso ist ein ganzes Land am Kuschen, als wäre es paralysiert?" Wie wäre es, wenn du dem "Blaumann" jetzt sagst, daß du Rassistensprüche gar nicht verträgst? Wenn du ihn vor den Leuten blamierst, indem du ihn einfach auflaufen läßt? Und überhaupt: Wenn man selbst mal was tun würde. Wenn man die Zähne mal auseinander kriegen würde. Wenn wir den Arsch nicht hochkriegen, ist es eines Tages zu spät. Warst du das nicht, der seinem Vater nie das Stillhalten verzeihen konnte, weil der sich damals arrangiert hat bis er schließlich vor den Trümmern stand? Wie wär’s, wenn du deine Ideale langsam mal vertreten würdest, oder willst du im Ernst darauf warten, daß das irgendeiner für dich macht? Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem die Nazibrut herauskroch. Jetzt gilt es: Arsch hoch, Zähne auseinander! Jetzt, nicht nächste Woche!