Eine bleibende Erinnerung an BAP ist - neben vielen Konzerterlebnissen draußen und in der Halle - ein Interview mit Wolfgang Niedecken vor dem Leipzig-Konzert im Haus Auensee am 26.11.2001. Mich hatte es als nordrhein-westfälischen BAP-Fan und Lehrer von 1992 - 2002 in die Nähe von Leipzig verschlagen und als die Band im Rahmen der „aff un zo“-Tour in der sächsischen Universitätsstadt ein Konzert gab, verabredete ich im Auftrag unseres hiesigen Stadtblatts mit dem Management einen Interviewtermin. Und so trudelte ich mit meinem Kollegen Martin, einem leidenschaftlichen BAP-Fan schon zu DDR-Zeiten, an diesem trüben Novembertag eine Stunde vor dem Gig in der menschenleeren Halle ein. Doch sogleich befreite uns die Übergabe eines „Local-Crew-Passes“ aus der Umklammerung eines reizlos-gewöhn-lichen Abends mitten in der Woche und wir wurden in das im Backstage-Bereich liegende „Verhörzimmer“ (so das selbstironische Schild an der Tür) geladen. „Herr Niedecken kommt gleich“ - lautete die Verheißung eines von uns oft ersehnten Traumes der persönlichen Begegnung, der jetzt wahr werden sollte. Zunächst teilte uns Tour-Leiter Didi Hentschel mit, dass er maximal drei Interviews vor dem Konzert zugelassen hatte: Nach dem Mitteldeutschen Rundfunk und der BILD-Zeitung nun also wir vom kleinen „Zeitzer Michel“! Als Wolf-gang Niedecken den Raum betrat, bot er uns sogleich das Du an und das Eis war gebrochen. Wir sprachen mit ihm über Gott und die Welt, die ausgefallene DDR-Tour, die Entstehung von Songs, den 11. September, Joschka Fischer und die Grünen. Alles ohne vorgehaltene Hand, ein Rockstar quasi im Arbeitskittel - wie sein BAPP, kam mir in den Sinn. Sodann über die Umbesetzung der Band und den Kino-Film von Wim Wenders - auf scheinbar selbstverständliche wie erhebende Weise wurden wir für kurze Zeit mit dem Rock´n´Roll-Kosmos verbunden. Eine halbe Stunde vor Konzertbeginn drängte ich zur Eile, doch der BAP-Boss zeigte sich ganz gelassen. Er verabschiedete uns nach ein paar Fotos noch mit den Worten „Wir sehen uns im Konzert“, und wir taumelten glückselig in den ausverkauften Saal, völlig aufgedreht angesichts des gerade Erlebten. Plötzlich fiel mir ein, dass wir ja einen „Local-Crew-Pass“ umgehängt be-kommen hatten, und prompt ließen uns die Ordner auch auf die seitlich oberhalb der Bühne liegende Empore. Während des Songs „Wenn et bedde sich lohnen däät“ drehte sich Niedecken plötzlich zu uns hoch und wir grüßten etwas perplex zurück. Der Mann widmet dem Rock´n´Roll (und was dazu gehört) sein Leben, jedes aufgeschnappte Detail unserer Begegnung kam uns wie ein Beleg dafür vor. Deshalb auch von dieser, mittlerweile schwäbischen Seite aus: Happy Birthday, BAP - Long May You Run!!
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